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Rezension: Louis Vuitton- Die Erfindung des Luxus

Der Autor des vorliegenden hochinformativen Prachtbandes Paul-Gerard Pasols ist seit 1986 Kommunikationsberater bei Louis Vuitton und gilt, wie man dem Klappentext entnehmen kann, als" ein privilegierter Zeuge des Erfolgs dieser einzigartigen Marke".Der Mythos "LV" beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts . Damals erschloss Louis Vuitton mit maßgeschneidertem Reisegepäck einen neuen Markt.
Deshalb auch nimmt das Buch seinen Anfang mit der Lebensgeschichte Louis Vuittos , der fraglos der Gründervater dieser Luxusmarke ist.

Man erfährt, dass er 1821 in Anchay, einem in den Bergen und Wäldern des Jura gelegenen Weiler geboren wurde. Seine Vorfahren waren Tischler, Bauern, Müller und Zimmerleute. Als 13 jähriger verließ er seine Heimat und gelangte schließlich 1837 nach Paris. Der Autor beschreibt das Paris jener Tage mit seinen Gegensätzen, so wie der junge Louis die Stadt wahrgenommen hat. Der junge Mann begann eine Lehre als Kisten /Ladenmacher, d.h. er lernte aus weißem Holz Kisten und Schachteln herzustellen.
Aufgrund einer Atmosphäre des Wachstums und des Optimismus im Zweiten Kaiserreich beschloss Vuitton auf eigenen Füssen zu stehen und sich selbstständig zu machen .

Man liest von der Ära der Krinoline( Kaiserin Eugenie und ihre Hofdamen waren verrückt danach) und den Problemen des Transports dieser voluminös gemachten Kleider. Hier war das Know-how von Vuitton gefragt. Am 22.4.1854 eröffnete Louis sein Geschäft und gründete damit Firma Louis Vuitton. Der Ladenmacher erfand den ersten flachen Reisekoffer . So entstand das erste moderne Gepäck.

Davor waren die Koffer im Allgemeinen Kisten, deren gewölbte Deckel im Regen aufweichten. Diese Kisten waren mit Nägeln beschlagen und hatten einen Lederüberzug. Vuitton verminderte das Gewicht, indem er die Koffer nun mit trianongrauem Tuch verkleidete. Die neue Kreation , somit handlicher, leichter, funktioneller und solider , hatte sogleich Erfolg.

Durch die Revolution des Transportwesens, u.a. durch die Entwicklung des Eisenbahnnetzes und die in Mode kommenden Passagierdampfer, veränderten sich die Reisemöglichkeiten. Nun waren Koffer angesagter denn je. Man liest von der Einweihung des Suezkanals und der Tatsache, dass eine lange Liste gekrönter Häupter, die von Ismail Khedive von Ägypten zu diesem Anlass eingeladen wurden, Vuitton mit Spezialanfertigungen für diese Reise beauftragten.

1859 verlegte Louis seine Werkstätten in das Dorf Asnieres, um den Betrieb zu vergrößern. Der Ort lag nur 2 km vor den Toren von Paris, unweit von Bahnhöfen und den Frachtkränen der Seine entfernt . Hier entstand auch die Familienresidenz.

In den 1870er Jahren musste Vuitton nach dem Sturz Napoleons III neu beginnen , weil die lange Besatzung von Paris und der Bürgerkrieg die Geschäfte lahm gelegt hatten.
Der Schrankkoffer wurde nun das Gepäck für lange Reisen. Diese Koffer gab es auch mit Fachversion als Kleiderschrank mit Schubfächern. Dem Firmengründer Louis folgte sein Sohn George. Auch seine Lebensgeschichte erzählt der Autor. Georges Verdienst ist es, dass Vuitton-Koffer nun mit sicheren Schlössern ausgestattet wurden.

1888 entwickelte man einen neuen Bezugsstoff( ein schönes Schachbrettmuster) , den man auf der Weltausstellung 1889 ein Jahr später präsentierte. Es folgte die Entwicklung des Monogrammstoffes , der 1905 patentiert wurde. Ein Kapitel des Buches widmet sich den Geheimnissen des Monogrammmusters und erläutert diese ausführlich.
Man liest des weiteren von der Kunst des Reisens. Die Welt entdeckte man mit dem Orientexpress und der Transsibirischen Eisenbahn . Auf den Bahnsteigen stapelte sich das Gepäck. Der Luxus ging auf Reisen. Das Haus Vuitton kreierte für diese Zwecke immer neue Gepäckstücke. Für den eleganten Herren schuf Vuitton das Koffermodell " Ideale" , in dem genau fünf Anzüge, ein Mantel, 18 Hemden, Unterwäsche, vier Paar Schuhe, ein Hut, drei Stöcke und ein Regenschirm Platz fanden.

Man liest Bemerkenswertes von den Reisen auf der Transatlantik-Linie. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit den Pionieren des Fliegens und dem ersten Fluggepäck. Charles Lindbergh kaufte übrigens bei Vuitton zwei Schrankkoffer, bevor er dann per Schiff in die USA zurückkehrte. Die ersten Autokoffer und eine Reihe spezieller Accessoires und Gepäckstücke folgten kurz nachdem das Automobil entwickelt worden ist. Nun benötige man Dachkoffer, Fahrertaschen und vieles andere mehr.
Im 19. Jahrhundert bereits begannen die besitzenden Schichten ihren Sommer am Meer zu verbringen. Deauville , Trouville und Carbourg waren beliebte Reiseziele. Reisenecessaires von Vuitton wurden zu einem unverzichtbaren Muss. Personen die auf Expeditionsreise gingen nahmen das Kofferbett "Brazza" mit. Dieses Bett wurde zum Kultobjekt des Hauses Vuitton.Sehr lesenswert auch ist das Kapitel, das den Weltausstellungen, aber auch den ersten Autorallyes gewidmet ist .Immer wieder wird Bezug auf das Gepäck genommen und damit auf die Marke Louis Vuitton.
1914 entstand in Paris das " Vuitton Building".
Es war das größte Reiseartikelgeschäft der Welt. Bis 1954 blieb dies der Sitz des Hauses in Paris. In der Folge wird man über die Lebensgeschichte der nächsten Generation , nämlich die von Gaston-Louis Vuittons informiert. Seine Liebe zum Jugendstil und seine Zusammenarbeit mit Legrain, Puiforcat, Conversat, Rulance und Lalique wird dargestellt. Mit diesen Personen entwarf er luxuriöse französische Reiseartikel.
Gaston-Louis erweiterte die Produktpalette um Gebrauchsgegenstände. Ab 1926 vermarktete er Parfum in einem sehr schönen Flakon aus einfarbigem, ungeschliffenen Kristall.Weiter liest man von den wilden 1920ern in Paris und an der Cote d`Azur. Zu Vuittons Kunden zählten nun Dos Passos, Hemingway, Picasso, Leger, Diaghilew, Strawinsky und Cole Porter. Die "Keepall" war nun ein neues moderndes Gepäckstück. Sie galt als der Prototyp der modernen Wochenend-Reisetasche.

Auch in den USA erlangte Vuitton damals bereits große Beliebtheit. Amerikanische Großindustrielle entdeckten die Marke für sich.Trotz der großen Erfolge hatte das Haus Vuitton durch den 2. Weltkrieg erhebliche Einbußen erleben müssen, doch der gute Ruf des Hauses führte schon nach wenigen Jahren erneut zum Erfolg.

Gaston -Louis Vuitton sollte eine stabile Tasche für den Transport von Champagnerflaschen kreieren. Dieses gelang ihm 1932 als er das Modell " Noe" entwarf. In etwas veränderter Form wurde die " Noe" 1959 zu einem weltweit begehrten Modeartikel. Noch heute wird sie als großer Klassiker des Hauses gut verkauft.

Durch den fortdauernden Erfolg erwirtschaftete das Unternehmen im Jahre 1989 mit 125 Geschäften weltweit einen Umsatz von 600 Millionen Euro .Seither wurde die Produktpalette um viele Produkte erweitert. In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich das Haus dann schließlich zum globalen Marktführer entwickelt.

1997 übernahm Marc Jacobs die künstlerische Leitung von Louis Vuitton. Mit ihm hielt die Mode bei Vuitton Einzug. Das Buch zeigt viele schöne Fotografien , die Einblicke in seine Modekreationen geben. Sowohl die Damen- als auch die Herrenmode gefällt aufgrund ihrer schlichten Eleganz.Eine Vielzahl von Werbefotos zeigen wie sich das Image von Vuitton etabliert. Sehr ausdrucksstark beeindruckt den Leser ein Foto der Frühjahr-Sommer-Kampagne 2004, auf dem Naomi Campell in der Wüste posiert.
Bemerkenswert auch ist eines der letzten Kapitel, das die Überschrift " Koffermacher , das erste Handwerk" trägt und die Kunst dieses Handwerks fotografisch als auch textlich hervorragend darstellt.

Das Buch bietet eine Fülle von Informationen sowie schöne Bildern und verdeutlicht, dass es sich bei der Marke Louis Vuitton um etwas wirklich ganz Besonderes handelt!

Ein tolles Buch.




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