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Rezension: Valentino: Themen & Variationen (Gebundene Ausgabe)

  Das vorliegende Buch ist dem Schaffen des italienischen Modedesigners Valentino (geb. am 11.5.1932) gewidmet, der nach einem Kunststudium sowie einer Ausbildung in der Pariser Haute Couture 1959 einen eigenen Couture-Salon in Rom eröffnete und 1962 seine erste Kollektion vorstellte. Seit 1970 ist für ihn auch Pret-a-porter und seit 1972 Männermode ebenfalls zum Thema geworden. Wie die vielen Fotos verdeutlichen ist, Valentinos Stil sehr luxuriös und betont feminin in komplizierten Schnitten mit ausgefallenem Aufputz. Valentino lässt sich von der Kunst inspirieren, für die er ein Ausstellungszentrum, die " Accademia Valentino " in Rom unterhält.

Die Autorin des umfangreichen Buches ist Pamela Golbin. Sie ist Chefkuratorin für den Bereich Mode und Textil im Pariser Musee des Arts Decoratifs. Dort stellte sie vor Kurzem die Ausstellung " Balenciaga Paris " vor, die erste Retrospektive des großen Modeschöpfers. Anlässlich Valentinos letzter Kollektion, die er im Frühjahr 2008 repräsentierte, ist dieses Buch entstanden, das dem Leser eine Fülle schöner Fotos mit Modellkleidern des Künstlers näher bringt, aber auch textliche Beiträge der Kuratorin der Ausstellung, die die Rolle Valentinos als König italienischer Mode und seinen Beitrag zu französischen Haut Couture detailliert beleuchten.

Kleider von Valentino werden von betuchten Damen, Filmstars und gekrönten Häupter getragen. Seine extravagante Mode hat selbstverständlich seinen Preis.

Man liest über den Werdegang des Künstlers und einiges über seine Philosophie, die sich aus dem nachstehendem Zitat ganz gut herauslesen lässt. " Wenn ich mit der Arbeit an meiner Kollektion beginne, denke ich automatisch zweigleisig. Ich denke zuerst an eine übersinnliche, erhabene, wunderbare Frau, die meine Kleider auf dem Laufsteg vorstellen soll, und kurz danach stelle ich mir alle Frauen von Welt vor, die meine Kleider tragen können. Ja, ich möchte normale Körper in meinen Kleidern sehen, schöne, weniger schöne Frauen, aber sie sollten Temperament haben, das ist mir besonders wichtig, mehr als physische Schönheit. Es gibt Frauen, die unglaublichen Charme und Charakter besitzen, allein durch ihre Klugheit und ihre Art zu reden, sich zu bewegen und zu reagieren. Diese Eigenschaft ist von unschätzbarem Wert und macht die Eleganz der Welt aus. "

Auch wenn man selbst niemals Kleider von Valentino tragen wird, ist es ein Vergnügen sich in die vielen Fotos zu vertiefen und zu erkunden, wie formvollendet Kleider sein können.
Die Aufnahmen sind so gut gemacht, dass man meint den Stoff erfühlen zu können. Neben den Fotos der Modellkleider finden sich auch viele Ablichtungen von Modezeichnungen des Designers.

Mich begeistern besonders seine Abendkleider. So hat er im Frühjahr / Sommer 2007 Modell 102 kreiert, ein Empirekleid mit gefälteltem und geknüpftem Bustier und Fourreau aus weißem mit Rosen bedrucktem Musselin; Bolero aus Caudry-Spitze und cremefarbenem Tüll mit Ballonärmeln mit Seidenrosen- Applikationen. Ein Traum!
Wirklich wundervoll- ein Kleid, das auch nicht mehr ganz so junge Damen tragen können- ist das Modell 238 , Herbst/ Winter 1990-91, ein Abendkleid aus dunkelblauem Seidentuch, mit Schrägstreifen, in Smaragd, Grau und Bronze und Orange, in der Hüfte Diagonal gerafft und in einem ausgestellten Rock übergehend, Korsage aus rauchfarbener Seide, bestickt mit Rosetten aus irisierenden Pailletten ( nach einem Mosaik-Motiv aus mehrfarbigem Marmor.)

Die wichtigste Förderung erhielt Valentino durch Jackie Kennedy, die zu einer seiner Musen wurde.
Ein Cocktail-Kleid ( Modell 60) , Frühjahr/ Sommer 1961, anliegend aus schwarzem Seidenkrepp, Baby Doll aus schwarzem Musselin mit Boa-Besatz aus gerafftem Tüll hätte der damaligen First-Lady sicher gut gestanden.

Ein gelungenes Buch , eine Hommage an einen großen Designer, der sich dem Edelsten und Schönsten verpflichtet fühlt und ihm auf seine Weise überzeugend huldigt.


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