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Rezension: Frauen und Perlen: Geschichten einer Leidenschaft in Malerei und Fotografie (Gebundene Ausgabe)

Die Kunstgeschichtlerin Claudia Lafranconi ist die Autorin dieses reich bebilderten, sehr informativen Buches, das sich mit dem Perlenmotiv in Malerei und Fotografie befasst.

Im umfangreichen Vorwort erfährt man zunächst allgemein Wissenswertes zum Thema "Frauen und Perlen".

Hier auch liest man, dass der älteste Perlenschmuck über 4300 Jahre alt ist und bei archäologischen Ausgrabungen im Winterpalast der persischen Könige in Susa gefunden wurden. Heute kann man diesen Schmuck im Ägyptischen Museum in Kairo bewundern.

 Lange Jahrhunderte hindurch war nicht bekannt wie Perlen entstehen und so glaubten die alten Chinesen beispielsweise, dass sie durch die Einwirkung des Mondlichtes wachsen würden.

Man liest auch wie Plinius im 1. Jahrhundert über die Entstehung von Perlen dachte und dass Goethe sich, in seinem "Westöstlichen Diwan" ist es dokumentiert, dessen Theorie noch immer anschloss, obschon sich im 18. Jahrhundert bereits Zweifler an deren Korrektheit zu Wort gemeldet hatten.

1913 konnte der Marburger Zoologe Friedrich Alverdes nach zahlreichen Versuchsprotokollen den exakten Entstehungsprozess der Perle wissenschaftlich darlegen. Perlen entstehen dann, wenn ein Fremdkörper in die Muschel eindringt. Dieser wird isoliert und unschädlich gemacht, indem ihn das empfindliche Weichtier Schicht für Schicht mit Perlmuttsubstanz ummantelt. Nach zwei bis drei Jahren dann ist eine runde, schimmernde Perle entstanden.

Aufgeklärt wird man des Weiteren wie aus dem seltenen Kleinod ein modisches Accessoire wurde. In diesem Zusammenhang erfährt man Näheres zu der Entstehung der Perlenzuchtindustrie und deren Gründerväter. Mittlerweile werden durch immer neue Züchtungen in Japan, China, im Roten Meer und vor Tahiti das Angebot der Juweliere stets vielfältiger erweitert. Perlen werden heute in verschiedenen Farben angeboten, wobei runde oder tropfenförmige Objekte am kostbarsten sind. Neben Form und Tönung ist das höchste Qualitätskriterium der warme Schimmer. Dieser wird erzeugt, wenn das Licht sich auf der dicht gewachsenen Schicht von Agronitkriställchen bricht.

 Informiert wird man vom Perlenhandel in den Zeitläuften und erfährt u.a., dass der römische Perlenhandel einst so bedeutend war, dass sich die Händler zu einer Zunft zusammenschlossen, die nach dem griechischen Wort für Perle- "margarita"- die Zunft der "Margaritarii" genannt wurde. Kleopatra soll übrigens die kostbarsten Perlen aller Zeiten besessen haben. Die Autorin berichtet vom Ende dieser Perlen und der Irrationalität ihrer Besitzerin.

Perlen galten als Sinnbilder der Reinheit, als wunderbare Heilmittel aber auch als Symbole der Macht, wie Lanfranconi dem Leser vermittelt. Queen Elisabeth I. trug Kleider, die mit 3000 Perlen bestickt waren und hatte kein Problem damit, die kostbaren Perlen ihrer Nebenbuhlerin Maria Stuart, die sie kaltblütig enthaupten ließ, in ihren Besitz einzuverleiben und auch zu tragen

Perlen waren, dass wird im Buch deutlich, stets eine wunderbare Projektionsfläche typisch weiblicher Träumereien. Eine Fülle von Gemäldeablichtungen namhafter Künstler aus unterschiedlichen Jahrhunderten bringen dem Betrachter perlengeschmückte Damen nahe. Dabei werden die einzelnen Gemälde und Fotos allesamt sehr gut erklärt.

Zugeordnet sind die Gemäldeablichtungen den Kapiteln: Schwelgen im Luxus
Damen der Gesellschaft und unbekannte Schönheiten
Sinnbilder der Reinheit- Kinderschmuck und Perlen in der christlichen Kunst
Geschmeide des Lasters- Verführerinnen und Kurtisanen
Symbole der Macht-Prinzessinnen und Königinnen
Attribute der Schönheit
Diven und Ikonen

Eines meiner Lieblingsbilder des Städelschen Kunstinstitutes ist gleich zu Beginn zu sehen. Es handelt sich um Sandro Botticellis "Weibliches Idealbildnis", die so genannte Simoetta Vespucci, deren Dekolleté von zahlreichen Perlensträngen umrahmt wird, die in rosafarbene Bänder verwoben sind.

Es führt zu weit an dieser Stelle auf die einzelnen Gemälde näher einzugehen. In ihrer Gesamtheit verschaffen die gezeigten Kunstwerke einen guten Eindruck von der Liebe der Künstler zu diesem Motiv, das die Schönheit von Frauen dann am meisten hervorzuheben vermag, wenn es auf einem schlichten "Kleinen Schwarzen" den einzigen Glanzpunkt darstellt. Ein schönes Buch, das ich gerne empfehle.


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