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Rezension:Frauen der 1920er Jahre- Glamour, Stil und Avantgarde- Thomas Bleitner

"Ein Mann kann anziehen, was er will - er bleibt doch nur ein Accessoire der Frau." Choco Chanel

Autor dieses reich bebilderten und dabei informativen Buches ist Thomas Bleitner. Sein Thema sind die Frauen der 1920er Jahre, deren Glamour, Stil und Avantgarde. 

Bevor ich mich in die Texte vertiefte, habe ich erst einmal sehr lange und ausgiebig die schönen alten Fotos betrachtet, die Frauen im damalig modernen Outfit zeigen. Zauberhaft. Bleitner schreibt in seiner Einleitung, dass dieser Zauber der Zwanzigerjahre ungebrochen sei und nennt auch die Gründe hierfür. 

Es waren nicht zuletzt die Frauen, die sich beim Abschneiden alter Zöpfe hervortaten. Im sogenannten "Jazz-Age", in dem der Charleston populär wurde, veränderte sich nicht nur das Erscheinungsbild der jungen, rebellischen Frauen. Das äußere Erscheinungsbild war Ausdruck einer inneren Haltung. Nun trugen sie wadenlange Kleider, tanzten ausgelassen und lachten viel, weil sie sich befreiten. 

Wie die Bilder zeigen,   schätzten die Frauen die Bubi-Kopffrisuren, Glocken- und Topfhüte, gerade geschnittene Charleston- Kleider und bevorzugten einen androgynen Habitus. Der "Flapper" und die "Garconne" sind in jenen Tagen das Sinnbild einer modernen Frau gewesen. Dabei soll der gesellschaftliche Aufbruch in den Städten stattgefunden haben. Berlin und Paris waren große Anziehungspunkte, wo speziell die junge Generation von der Kreativität der Künstler, Musiker und Bohemiens partizipierte. 

Der Autor berichtet von 18 bemerkenswerten Frauen, die gewissermaßen Rollenbilder jener Jahre waren. Zugeordnet sind die jeweiligen Kurzbiografien den Rubriken:
Literatur und Kunst 
Society und Mode
Fotografie und Film 
Cabaret und Tanz 
Abenteuer und Sport 

Wegen der vielen Aufnahmen im Buch, die die Mode jener Jahre vielschichtig dokumentieren, habe ich das Werk der Rubrik Mode und nicht den Biografien oder Sachbüchern zugeordnet, zumal ein Kapitel ohnehin auch  den Modemacherinnen Coco Chanel und Elsa Schiaparelli gewidmet ist. 

Im Kapitel  "Society und Mode" erfährt man, dass das Paradigma der Mode der Zwanzigerjahre neben den Reminiszenzen an die zeitgenössische Kunst die Bequemlichkeit war. So setzte sich der sportliche Look sogar in der Abendrobe durch. Das "Kleine Schwarze" wurde zum Kassenschlager. Elsa Schiaperelli gestaltete körperbetonte Bade-, Tennis-, und Skimode, wodurch das öffentliche Erscheinungsbild der "neuen Frau" um wesentliche Facetten erweitert wurde. 

Über Coco Chanel und Elsa Schiaparelli habe ich zwei Biografien auf meinem Schreibtisch liegen, die ich in diesem Bücherherbst noch lesen und rezensieren werde. Das Wesentliche über die beiden Damen findet man allerdings im vorliegenden Buch bereits. Bei Chanel liest man, dass die von ihr bevorzugte Farbe Schwarz zunächst verpönt war und als Trauer- und Dienstbotenfarbe galt. Für sie hing Mode in der Luft, für sie war sie überall und  ging einher mit dem aktuellen Gedankengut, den Sitten und den Ereignissen. 

Man liest von dem berühmten Fotomodell Lee Miller, die es schaffte, eine bedeutende Fotografin zu werden und man kann sich über viele selbstbewusste Frauen jener Zeit kundig machen, allesamt Himmelstürmerinnen. Nicht jede von ihnen war so erfolgreich wie Coco Chanel. Der Flapper Zelda Fitzgerald hätte sich wohl frühzeitig von ihrem Mann trennen müssen, einem zu Gewaltausbrüchen neigenden Alkoholiker und berühmten Schriftsteller,  der sie depressiv machte. Diese Vorzeigefrau der Zwanzigerjahre begann zu spät ihren eigenen Weg zu gehen. Sie verbrannte im Krankenhaus, nachdem sie - ihre vielen Selbstmordversuche dokumentieren es-  im Herzen schon lange  ausgebrannt war.

Der eigene Weg ist das, was all diese Frauen verbindet und die Nacktänzerin Josephine Baker zur Schwester im Geiste von  der Fliegerin Amelia Earhart und der Auomobilsportlerin Clärenore Stinnes werden lässt. Die Denke der Flapper bringen die beiden zuletzt genannten Damen in zwei Zitaten auf den Punkt: 

"Es gibt keinen fundamentalen Unterschied zwischen Mann und Frau, der verhindern könnte, dass Frauen beim Fliegen dieselbe Freude haben können als Männer.“ (Amelia Earhart)

"Ich heiße Stinnes und fahre im Auto um die Erde. Noch Fragen?“ (Clärenore Stinnes) 

....und münden  in Coco Chanels  lapidarer Feststellung: "Ein Mann kann anziehen, was er will - er bleibt doch nur ein Accessoire der Frau."

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf das Foto, dann gelangen Sie zum Sandmann-Verlag und können das Buch bestellen.http://www.elisabeth-sandmann.de/autoren/thomas-bleitner/891/frauen-der-1920er-jahre. Sie können  es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

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