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Rezension: CHAPEAU- Eine Sozialgeschichte des bedeckten Kopfes- Wien Museum -Brandstätter

Dieses text- und bildreiche Buch wurde von Michaela Feurstein-Prasser und Barbara Staudinger herausgegeben. Es handelt sich hierbei um den Katalog zur Ausstellung, die vom 09.Juni 2016 – 30. Oktober 2016 im Wien-Museum Karlsplatz in Wien gezeigt wird.

Bei der Ausstellung stehen die Objekte und ihre Geschichten im Mittelpunkt. Dabei war es das Ziel der Ausstellungsmacher, Erzählstränge vom Hutdesign, Modegeschichte, Produktionsbedingungen und Sammlungen mit jenen der Sozial- und Kulturgeschichte zusammenzutragen.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit ausgesuchten Kopfbedeckungen und Themen der Wiener Geschichte von 1848 bis heute.

Kopfbedeckungen symbolisieren die Macht des Trägers und waren nach außen sichtbare Zeichen des gesellschaftlichen Standes des Trägers, aber auch der Trägerin. Insofern sind Kopfbedeckungen stets mehrschichtig. Sie verweisen allerdings immer auf das Wechselspiel zwischen Macht und Identität.

Fünf Themen werden in der Ausstellung fokussiert:
Hut Auf!- Politische Köpfe
Hut ab? Kopfsache Emanzipation
Hüte Dich!- Religion auf den Köpfen
Alter Hut, Neuer Hut- Verkopfte Identitäten
Gut behütet- Wiener Mode für den Kopf

26 Autoren und Autorinnen sorgen für eloquente Textbeiträge. Dazu kommen Abbildungen und Fotos wie auch Illustrationen zu den einzelnen Themen. Lesenswert und informativ sind alle Texte.

Der Zylinder war übrigens gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Hut für die Bürger und den Adel, aber keiner für den Kaiserhof. Mit dem Monarchie-Ende wurde diese Kopfbedeckung zum Symbol für den neuen Staat, der jetzt von Bürgern und nicht mehr vom Kaiser regiert wurde.

Man lernt im Rahmen des Kapitels über politische Köpfe eine ganze Reihe von Kappen und Mützen kennen und wird textlich über deren Bedeutung informiert. Spannend in der Folge ist dann, was man über die Geschichte der Emanzipation des weiblichen Kopfes erfährt. So kann man Wissenswertes über das "Lila Hauberl mit Geschichte" lesen aber sich auch mit dem "Hutdesign vom Mimi Grossberg" befassen, einer ausgebildeten jüdischen Modistin, die vor 1938 in Wien in der Volksbildung engagiert war und vor den Nazis nach New York floh, wo sie sich als Lyrikerin. Essayistin und leidenschaftliche Dokumentaristin einen Namen machte.

Reithüte und einen Damenautomobilhut aus dem Jahre 1905 darf man bewundern und viele andere wunderschöne Hüte, die der Selbstinszenierung dienten.

Bei der Betrachtung der religiösen Kopfbedeckungen spielt das muslimische Kopftuch auch eine Rolle. Dabei erfährt man im Rahmen eines der Texte, dass religiöse Kopfbedeckungen  stets ein Ausdruck von Macht und Hierarchie sind und damit wohl auch das muslimische Kopftuch. 

Über den Schleier der Ordensfrau schreibt Beatrix Mayrhofer einen interessanten Artikel und man hat auch Gelegenheit mehr über die jüdische Kippa zu erfahren und kann sich bewusst machen, dass bei allen Religionen Kopfbedeckungen zur Normalität gehören, man also entspannt damit umgehen sollte. 

Dann geht es um Abgrenzungen gesellschaftlicher Art durch Kopfbedeckungen und schließlich um die Wiener Mode für den Kopf. Hier darf man sich  einen Eindruck verschaffen auch von Hüten aus neuen Kollektionen und sich mit jenen freuen, die Gelegenheit hatten oder noch haben,  die Ausstellung zu besuchen und all die bemerkenswerten Objekte vor Ort bestaunen zu können. 

Empfehlenswert 

Helga König

Das Buch ist überall im  Fachhandel erhältlich

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