Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Vogue Schuhe- Harriet Quick -#Prestel

Dieser reich bebilderte Prachtband aus der Prestel-Verlag wird in einer schönen Box vor unliebsamen Außeneinwirkungen geschont und gefällt aufgrund seiner hochwertigen Aufmachung mit seidenem Lesebändchen schon, bevor man mit der Lektüre begonnen hat. 

Nach einem knappen Vorwort von Alexandra Shulmann, der Chefredakteurin der britischen Vogue und einer kurzen Einführung hat man Gelegenheit sich in fünf Abschnitten mit schönen und dabei sehr ausdrucksvollen Schuhen zu beschäftigen. Mehr als 300 Fotos warten auf den Betrachter.

Die Kapitel tragen die Überschriften: 
Aschenputtel 
Stadt und Land 
Kultschuhe 
Sommerträume 
Fetisch und Fantasie 

Im ersten Kapitel geht es um märchenhafte Schuhe. Bei diesen dürfe die Fantasie die Funktion übertrumpfen. So sind Aschenputtels Schuhe Teil einer Gruppe, zu der auch Tanzschuhe, Ballerinas, Riemchensandaletten und oberschenkelhohe "Märchenprinz-Stiefel" zählen. 

Schön dabei sind die feinen Materialien und Formen. Gezeigt werden solche märchenhaften Schuhe aus unterschiedlichen Jahrzehnten und man erfährt im Rahmen von bildbegleitenden Texten stets Näheres zu den Modellen und wer der jeweilige Hersteller ist. Natürlich ist es unmöglich innerhalb der Rezension auf alle gezeigten Modelle einzugehen. So kann man im 1. Kapitel einerseits Modelle aus dem Jahre 1920 bewundern aber auch beispielsweise einen Entwurf Manolo Blaniks von einem Goldpumps, der mit Barockperlen, Pailletten und Glasperlen verziert ist oder einen rosafarbenen Schuh von Louis Vuitton mit "Dolly-Absatz" minutenlang bestaunen. Diese Schuhe sind Kunstwerke.

Besonders beeindruckend ist ein Foto, das hübsche Fotomodelle zeigt, die Chiffonkleider von Saint-Laurent tragen und dazu süße Riemchenschuhe, die von Guy Bourdin 1977 in einem suggerierten Psychodrama in Szene gesetzt worden sind. Wunderschön auch sind die Ballettschuhe in Zartrosa von Manolo Blanik aus dem Jahre 1982 und so viele andere zauberhafte Modelle, die in Traumwelten führen, die man nicht mehr verlassen mag. 

Im 2. Kapitel dann sieht man zunehmend unabhängige Frauen, die sich daran gewöhnten, hohe Absätze oder spitze Schuhe als aggressives Signal im Geschäft zu tragen. Tolle Stiefelletten von Jimmy Choo und Todds aus dem Jahre 2010 wie raffinierte Schuhemodelle aus anderen Jahrzehnten begeistern,  nicht zuletzt auch die Blockabsatz-Loafer mit Schnallen von Miu-Miu. 

Die Bilderschau schöner Frauen mit schönen Schuhen wird im 3. Kapitel mit "Kultschuhe" fortgesetzt. Gemeint sind u.a. japanische Geta-Sandalen, Mokassins, die Loafers der Preppies etc.

Auch hier wieder werden Kleidung und Schuhe zum Gesamtkunstwerk, die den Betrachter erfreuen. Jedes Bild erzählt eine Geschichte. Hier beeindruckt am meisten eine bildschöne Frau, die am Straßenrand auf ihren Koffern sitzt und tolle Mokassins trägt. Sehr edel. 

Die Mokkasinsstiefel, die auf anderen Fotos in Szene gesetzt werden, sind natürlich auch kultig. Sehr gut wirken Chloés Plateau-Springerstiefel aus dem Jahre 2007. Alle Kultschuhe benötigen selbstverständlich ein bestimmtes Outfit, um wirklich perfekt zu wirken. 

"Sommerträume" heißt das 4. Kapitel. Hier erlebt man dann hohe Kork-Keilsohlen, glänzenden Ziegenleder-Riemchen und vieles andere mehr. Wunderschön sind die Sommerballerinas von Gucci mit Fünfziger-Jahre-Flora, auch die Riemchensandaletten aus Samt von Yves Saint Laurent und die vielen Keilsandeletten aus unterschiedlichen Jahrzehnten. 

Dann folgt im 5. Kapitel "Fetisch und Fantasie". Hier wird der Schuh ein Symbol der Obsession, des Status und der Sehnsüchte. Hier entwickeln sich Typen und Formen von Absätzen zu Metaphern. Sie erscheinen wie Skulpturen und fesseln den Betrachter. Traumhaft sind die Samtpumps mit marmoriertem Absatz von Aperlai und Pradas plastisches Art déco Model. 

Dieser Bildband ist ein Fest für alle, die raffiniert designte Schuhe lieben und sich an diesen nicht satt sehen können. Die Modeaufnahmen beeindrucken deshalb, weil sie zumeist Geschichten erzählen, die erahnen lassen, warum sich ein ausgefallener Schuh stets eine attraktive Trägerin mit langen Beinen als Gefährtin sucht. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

Das Buch ist überall im Fachhandel erhältlich

Onlinebestellung Prestel oder Amazon

Rezension: Der Fuß weiß alles- Markus Scheer- Ecowin

Die Autoren dieses spannend zu lesenden Buches sind der orthopädische Schuhmachermeister Markus Scheer aus Wien und der in Polen geborene Journalist Wojciech Czaja, der ebenfalls in Wien lebt und dort  als Buchhautor und Zeitschriftenmacher tätig ist. Marcus Scheer kann auf eine 200 jährige Geschichte seiner Schuhmacherfamilie zurückblicken und verdeutlicht, dass für ihn sein Handwerk neben dem Können viel Psychologie und Philosophie beinhaltet.

"Woher kommt der Schuh? Und warum verhüllen wir eigentlich unsere Füße?", fragt er eingangs und erzählt alsdann die Entstehungsgeschichte des Schuhs und hier, dass die Menschen bereits seit der Steinzeit Leder als Material für Schuhe verwenden. Es ist schon bemerkenswert, dass sich Form, Funktion und Produktion des Schuhs in allen Jahrtausenden verändert und weiterentwickelt haben, das Material aber immer gleich geblieben ist. Dafür gibt er Gründe, die man im Buch erfährt und die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. 

Erst ab dem 18. Jahrhundert übrigens hat man damit angefangen linke und rechte Schuhe zu unterscheiden und spiegelgleich auszuführen. Von da an begann eine neue Ära der Schuhkultur, die sich seither mehr an der Geometrie des Fußes orientiert und sich den Gegebenheiten im Alltag anpasst. 

Man erfährt wie der Schuh zum Statussymbol wurde und welche Schuhe Herrscherhäusern vorbehalten waren aber auch, dass es in der Scheer-Galerie eine große Auswahl historischer Schuhe zu besichtigen gibt. Dass der "Budapester" ursprünglich ein Damenschuh war, wusste ich bislang nicht. 

Scheer schreibt, was ein Schuh alles zu leisten vermag, so kann er das Gehtempo beschleunigen oder verlangsamen. Er ist in der Lage Defizite zu kompensieren, Fehler zu korrigieren, Muskeln zu aktivieren. Dazu kommt, dass eine Reihe von Parametern, die im Buch genannt werden, die Statur des Schuhträgers beeinflusst. Bemerkenswerterweise ist ab dem 19. Jahrhundert die Absatzhöhe bei Männern zurückgegangen, während sie bei Damen zunahm. 

Weiter liest man Wissenswertes zur sogenannten Schusterkugel und  über Leistenpaare berühmter Persönlichkeiten, die heute im Hause Scheer in speziellen Schränken aufbewahrt sind. Man staunt, wer alles zu den Kunden der Manufaktur zählte,  so etwa österreichische Kaiser, Adelige, Großindustrielle, Künstler, Erfinder, Komponisten aber natürlich auch Bürgerliche. Zu einigen Kunden gibt es noch Original-Maßblätter, Maßskizzen, Anmerkungen und Lieferadressen. 

Markus Scheer philosophiert viel über den nackten Fuß, der ihn aus unterschiedlichen Gründen fasziniert. Er sagt, einen Fuß anzuschauen, ihn abzutasten, ihn mit jeder Fingerkuppe zu erspüren, sei ein schöner Prozess. Er möchte Füße verwöhnen mit allen Mitteln, die einem Schuhmacher zur Verfügung stehen.  Dabei besteht seine Vision darin, dass wir ein gesteigertes Körperbewusstsein entwickeln und den Fuss endlich in den Lebensalltag integrieren. 

Der Schuhmachermeister informiert vom Leisten bis zur letzten Politur und verdeutlicht das Können eines guten Schuhmachers, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern jährlich 300 Paar Schuhe herstellt. 

Nach der informativen und dabei schönen Lektüre, weiß man mehr über Schuhe, auch was uns  diese über ihren Träger erzählen und  was wir von Schuhen lernen können. 

Ein wirklich empfehlenswertes Buch

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich

Onlinebestellung: Ecowin  oder Amazon