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Rezension: Lodenfrey, Seit 1842 (Gebundene Ausgabe)

"Immer en vogue sein"- diese Maxime von Ralph Michael Nagel, Chef des Lodenfrey-Verkaufshauses, zieht sich durch alle fünf Generationen des Familienunternehmens." (S.114)

 Dieses reich bebilderte Buch habe ich mit großem Interesse gelesen, weil ich vor vielen Jahren einen noch immer schicken Lodenmantel bei Lodenfrey erworben habe und einige Accessoires (Schirm, Handschuhe, Handtasche und einen Hut) dazu, mit denen ich wirklich sehr zufrieden bin, weil sie eine überdurchschnittliche Qualität aufweisen und erstaunlich langlebig sind.

Die Texte im Buch über dieses traditionsreiche Familienunternehmen sind in deutscher und englischer Sprache abgedruckt.

Die Erfolgsstory beginnt im Jahre 1842. Damals erwarb der 21 jährige Ulmer Weber Georg Frey mithilfe des Geldes seiner Mutter, einer Tucherwitwe, in München die Produktionslizenz zum Weben. Von da an ließ er mit zwölf Webstühlen feinste Wollstoffe produzieren und schaffte es, zwei Jahre später bereits etablierter Bürger der Stadt München zu werden. Man staunt über das Fortune und Können dieses Mannes, der schon bald das Wohlwollen des Königs besaß, natürlich viele Neider hatte, die ihm aber letztlich nicht schaden können, denn 1855 erhielt er auf der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille für eine globale Neuheit: den wasserabweisenden Lodenstoff.

Zehn Jahre nach der Gründung hatte Frey bereits 100 Mitarbeiter und zählte zu den berühmtesten Münchener Firmen an der Schwelle des industriellen Aufschwungs. Man erhält aufgrund von alten Bildern einen sehr guten visuellen Eindruck von dem, was dieser umtriebige Selfmademan auf die Beine stellte und ist mehr als nur erstaunt, wie fähig ein Mensch sein kann. 

Vorgestellt werden seine Werbeplakate und man liest von seinen ersten Werbekampagnen und seinen wichtigsten Verkaufsargumenten, die potentielle Käufer überzeugten. Über Jahre wurde mittels Werbung in diversen Zeitungen und Magazinen der Verkauf angeheizt und der Name Lodenfrey zur festen Größe gemacht. Sogar Künstler wurden engagiert, um aufsehenerregende Plakate zu gestalten. Wie diese ausschauten, wird im Buch ebenfalls gezeigt.

Auch der Fortgang der Firmengeschichte liest sich packend, denn der Sohn des Firmengründers war gleichermaßen geschäftstüchtig und baute einen florierenden Versandhandel auf. Man liest wie auch in der dritten Generation das Unternehmen erneut vorwärts getrieben wurde und die Münchener Lodenfabrik Joh. Gg. Frey nun auch Einzelhändler in Deutschland belieferte. 

Obschon Ende der 1920er Jahre die Wirtschaft marode war, erfreut sich Lodenfrey bester Umsätze und gestaltet das Stammhaus in der Maffeistraße zu einem modernen Kaufhaus mit 20 Schaufenstern. Zuvor bereits wurde die Fabrik erweitert.

Immer wieder hat man Gelegenheit Plakate kennen zu lernen, liest auch von den Verkaufsfilialen, die Lodenfrey damals in anderen Städten etablierte und erfährt schließlich von der Zerstörung des Kaufhauses in der Maffeistraße im April 1944 durch die Bomben. Auch die Fabrik in der Ostwaldstraße fiel den Flammen zum Opfer. Allein Waren im Wert von 1,5 Millionen Mark verbrannten an jenem schrecklichen Tag, aber Lodenfrey stellte sich der Herausforderung des Wiederaufbaus. 

1950 wurden bereits wieder 50 000 Lodenmäntel gefertigt. Viele Fotos zeigen das neu aufgebaute Stammhaus, das durch Karl-Erich Nagel vom Trachten zum Designerkaufhaus umgeformt wurde.

Es folgt eine Anzahl von Modefotos, die Menschen in typischer Lodenfrey-Bekleidung zeigen, darunter Luis Trenker, aber auch den Bar-Chef Charles Schumann, der seit 2010 erneut für Lodenfrey-Kataloge und Fasadenwerbung posiert.

Die visuellen Eindrücke von dem Geschäftshaus im Hier und Heute verführen erneut dazu, nach München zu reisen. Ralph Lauren, Armani, Etro und Bogner wecken ebenso mein Interesse in diesem Kaufhaus wie die schönen Bildbände, die man dort kaufen kann, aber auch eine neue Lodenjacke wäre vorstellbar.. 

Ein gelungenes Buch. Lesenswert für alle, die Erfolgsgeschichten von Familienunternehmen lieben.

PS: Gefallen hat mir auch die Idee, handschriftliche Widmungen aus dem Gästebuch des Verkaufshauses abzudrucken und mit diesen das Buch beginnen und enden zu lassen. 

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